

GESCHICHTE DER MARMORPAPIERKUNST
Etimologie des Namens “Ebru”
Tanz der Farben auf dem Wasser : Marmorierung, in der Türkei “Ebru” genannt.
Das Wort “Ebru“ selbst stammt aus dem Persischen “ebri” und bedeutet sinngemäß wolkig. Die Bewegungen der Farben auf dem Wasser erinnern an vorüberziehende Wolken und somit erhielt diese Kunsttechnik ihren Namen. Das Wort "ebre", was in Chagatai farbiges Papier bedeutet, könnte auch der Ursprung des Wortes "Ebru" sein.


Marmorpapier von 1400 bis Heute
Papier wird zur Marmor: Marmorpapier. Das namengebende Muster, welches durch ziehenden Handbewegungen von Farbe auf der Wasseroberfläche entsteht, erinnert an Marmorstruktur.
Älteste Beispiele aus dem vorderen Orient, der Türkei und dem alten Persien stammen aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Damals diente Marmorpapier als dezent gemusterter Malgrund für die Kalligraphie. Es wurde als Untergrund für amtliche Dokumente verwendet, da seine feine und nicht kopierbare Musterung die Papiere unfälschbar machten.
Im sechszehnten Jahrhundert wird das Ebru-Papiere dazu verwendet Schrift aus dem Koran oder Miniatur-Malereien in Form von Umrahmungen zu schmücken. Seit Ende des sechzehnten Jahrhunderts erhält Ebru in der Buchbinderei Bedeutung. Mehr als die hälfte alle Bücher, die in der Türkei gebunden wurden, waren mit Marmorpapier verziehrt.
Bei der Musterung tritt im Laufe des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts ein Wandel ein. Nicht mehr der Zufall bestimmte das Ergebnis, sondern eine bewusste und kontrollierte Gestaltung etablierte sich. Die Vielfalt an Mustervariationen nimmt zu. Sie erhalten Namen wie Schal, Sand oder Ebbe und Flut. Einzelne Motive wurden nach ihrem Schöpfer, dem Prediger Hatip benannt.
Lange Zeit bleiben pastel Farben typisch für Ebru-Papiere. Im siebzehnten Jahrhundert wanderte die Ebru-Kunst über Venedig nach Italien und verbreitete sich bald über mittel und west Europa, wo ihre Erzeugnisse unter dem Namen “türkisch Papier, türkisches Marmorpapier oder Papier Quel” bekannt worden.
Mit der Zeit und Erfahrung werden die Farben kräftiger und die Technik wurde verfeinert. Ebru Künstler von denen einige zugleich Meister der Kalligrafie sind, geben ihr Wissen an Jüngere weiter. Die Motive werden ausgeprägter man erkennt Blumenformen. Doch ersten diesen Jahrhundert gelingt eine detaillierte und naturnah Ausführung von Blumenmotiven. Diese Entwicklung setzt sich bis in die heutige Zeit hineinfort.

HERSTELLUNG DER MARMORPAPIER-KUNST

Ebru als Kunstform
Die Wanne repräsentiert für den Ebru-Künstler die Welt in ihren unendlich vielen Möglichkeiten. Jedes Mischen von Hintergrund- und Blumenfarben steht in der Wechselbeziehung zur Wanne.
Die Kitre in der Wanne ist ausschlaggebend für die Farbkonsistenz. Jeder Tropfen, der aus dem Pinsel in die Wanne fällt, ist einzigartig. Es ist unmöglich, dass man mit dem Pinsel zweimal genau die selben Farbtropfen streut. Das heißt wiederum, dass jedes Bild ein einzigartiges Werk ist. Es stehen also unendlich viele Möglichkeiten zur Verfügung.
Gestaltung der Ebru
Für das Ebru-Malen werden sehr spezielle Materialien verwendet. Sowohl die Farben und Werkzeuge als auch die „Leinwand“ werden in der Regel von den Ebru-Meistern von Hand hergestellt. Insofern kann man sagen, dass auch das Erzeugen der Grundmaterialien und Werkzeuge bereits zur Ebru-Kunst gehören. Je besser und qualitativer die Ausgangsmaterialien, desto kunstvoller kann der Ebru-Maler arbeiten, und desto schöner werden die Ergebnisse.
Die Farben werden auf mineralischer und pflanzlicher Basis erzeugt. Öl- und Anelin-basierte Farben werden nicht verwendet, da sich diese entweder mit dem Wasser vermischen, nicht auf der Wasseroberfläche bleiben, oder sich nicht auf das Papier übertragen lassen. Die Substanzen, aus denen die Farben bestehen, werden sehr fein gemalt, damit die Farben auf dem Wasser schwimmen und nicht untergehen.
Das Wasser, auf dem gemalt wird, enthält eine Substanz auf der Basis von Gummi, um die für die Malerei notwendige Viskosität zu erreichen. Darüber hinaus wird dieser „flüssigen Leinwand“ Ochsengalle zugesetzt. Die darin enthaltene Säure sorgt dafür, dass sich die Farbe auf der Wasseroberfläche ausbreiten kann. Die Menge der verwendeten Galle hängt davon ab, wie stark und dunkel die Farben sind. Das Ebru-Wasser wird mehrere Tage vor dem Malen bereits hergestellt. Es wird durch ein Textilsieb gefiltert, bevor es verwendet wird. Falls nötig, kann noch etwas Wasser hinzu geführt werden.


Das Behältnis, in dem sich das Wasser befindet, ist in der Regel aus rostfreiem Metall, traditionell aber auch aus dem Holz der Pinie gefertigt. Es weißt eine Tiefe von 3 bis 6 cm auf und variiert in der Größe je nach der Größe der zu marmorierenden Papiere. Als Werkzeuge werden Pinsel verwendet, die von den Ebru-Meistern aus den Schwanzhaaren von Pferden hergestellt und um Stiele aus Rosenholz gebunden werden.
Die Kämme und Nadeln, die zum Malen verwendet werden, bestehen aus Metall oder Glass. Selbstverständlich hat jeder erfahrene Ebru-Meister seine eigenen Mischungen und Geheimnisse, die höchstens an seine Schüler weitergibt.
Die Grundlage eines Ebru-Kunstwerkes bildet der marmorierte Hintergrund. Die verschiedenen Farben werden mittels der Rosenholz-Pinsel in Form von feinen und feinsten Spritzern auf das Wasser gebracht. Welche Farben in welcher Menge verwendet werden, hängt vom gewünschten Ergebnis ab. Die Größen der Fläche, auf der sich die Farben ausbreiten, hängt davon ab, wie viel Galle in der Wassermischung enthalten ist.
Nun werden Kämme und Nadeln in verschiedenen Stärken verwendet, und die marmorierten Hintergründe zu erstellen. Für die unterschiedlichen Techniken und Strukturen gibt es Namen, die ein Ebru-Maler kennen und ausführen muss, wenn er sich wirklich Meister nennen möchte.
EBRU ALS MEDITATIVE KUNST-THERAPIE
Die Beziehung des Menschen zur Kunst des Marmorierens ist spiritueller als zu anderen Künsten, und das Marmorieren hat viele therapeutische Eigenschaften.
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Ebru lehrt in erster Linie Geduld und Akzeptanz.
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Die Tatsache, dass die Person, die die Marmorierung durchführt, nicht die vollständige Kontrolle hat, verringert die Besessenheit.
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Ebru holt die Person aus ihrem Alltagsleben und bringt sie in andere Welten und sorgt für Seelenfrieden.
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Der Marmorierer kann seine aktuellen Gefühle und Gedanken in Farbe und Muster ausdrücken.
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Während man Ebru macht, kann man sich selbst neu entdecken und eine ganz neue Perspektive über sich selbst gewinnen.
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Die Spannung wird reduziert, wenn die Person ihre Aufmerksamkeit auf das Wasser und die Bewegung der Farben konzentriert.
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Es ist unfassbar, wie die Zeit beim Marmorieren vergeht.
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Es ist unmöglich, beim Marmorieren an etwas Schlechtes zu denken, denn es ist nicht statisch, es gibt Bewegung, die Farben und Muster im Wasser ändern sich ständig.
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Es ist eine Notwendigkeit für Menschen zu spielen, Marmorieren gibt Erwachsenen, die ihre Kindheit fast vergessen haben, die Möglichkeit, mit Wasser und Farben zu spielen.
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Das Wichtigste ist nicht, eine Marmorierung mit künstlerischem Wert zu machen, sondern den Geist, die Emotionen und den Körper des Machers in diesen Prozess zu integrieren und sich von Stress und Angst zu entspannen.
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Produzieren und bewundert werden stärkt das Selbstbewusstsein und Erfolgsgefühle.
